Der Gartenbauverein Chieming hielt seine Jahreshauptversammlung im Gewölbesaal des Heimathauses ab. Vorsitzender Josef Wiesholler wollte eigentlich sein Amt in jüngere Hände legen, da sich aber kein Nachfolger fand, bleibt Wiesholler satzungsgemäß so lange kommissarisch erster Vorsitzender, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Neben den Wahlen und dem Kassenbericht standen eine Vor- und Rückschau auf die Aktivitäten des zurückliegenden und kommenden Vereinsjahres sowie ein Vortrag von Gärtnermeister und Ausbilder der Jugendsiedlung Traunreut, Udo Freitag, über „Kübelpflanzen“ auf dem Programm.
Josef Wiesholler ließ mit lockeren und witzigen Kommentaren das vergangene Jahr Revue passieren, untermalt von Fotos, die Schriftführer Diether Endlicher präsentierte.
Los ging das letzte Vereinsjahr mit einem Obstbaumschnittkurs im Bienenlehrpfad, es folgte die Jahreshauptversammlung und das traditionelle Palmbuschenbinden. Zweimal, im April und im November, gab es Pflanzentauschmöglichkeiten in Hart, wobei im Frühjahr unter Einbeziehung von Kindern Kartoffel in Kübeln angepflanzt wurden. „Diese Aktion sollte eigentlich im September in einem Kartoffelfest enden, doch scheinbar ist aus den Kartoffeln nichts geworden und die Veranstaltung musste entfallen“, sagte Wiesholler. Erfolgreich verlief dagegen das Muttertagsbasteln im Heimathaus mit etwa 20 Kindern, ein Sensenmähkurs im Bienenlehrpfad und die Fertigung einer neuen Erntekrone, „die diesmal besser durch die Türen der Kirche passen sollte und deshalb 20 Zentimeter schmäler wurde als die Letzte“, so der Vorsitzende. „Überraschenderweise wurde die Krone schon am ersten Tag fertig gestellt“, bemerkte Wiesholler. Im Rahmen der Herbstversammlung wurde das 40-jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Geehrt wurden die noch lebenden Gründungsmitglieder. „Nach der Gründung mit etwa 15 Mitgliedern hatte am Ende des ersten Jahres 1982 der Verein bereits 50 Neumitglieder. Seit Jahrzehnten hat sich die Mitgliederzahl auf 270 bis 280 eingependelt, momentan sind es 282.“ Zum Jahresschluss gehört das Adventskranz- und Paradeislbinden immer zu einem festen Jahrestermin. „Allerdings sollten künftig gerne noch mehr Jugendliche auftauchen, damit sie die Techniken auch lernen“, wünscht sich Wiesholler.
Der Jahresablauf wird auch in diesem Jahr beibehalten und ist auf der Website des Vereins einsehbar. Besondere Programmpunkte sind ein Ausflug nach Regensburg am 16. Juni ins Haus der Bayerischen Geschichte und zum Stadtbummel sowie eine Radtour nach Traunstein mit Stadtführung am 16. September. Am 23. September gibt es als Kinderprogramm Basteln mit Holz, und zur Herbstversammlung am 12. Oktober ist Referentin Andrea Ilguth zum Thema „Fermentierung“ eingeladen.
Gefreut hat sich der Vorsitzende über eine selbst gemachte Karte von den Chieminger Grundschülern, denen der Gartenbauverein unter Anleitung von Lehrer Bernhard Hecht Blumen zum Pflanzen überließ.
Kassierin Nadin Langemak stellte den Kassenbericht vor, der von Revisor Gerhard Pletschacher als tadellos geprüft wurde. Die Entlastung erfolgte durch die 48 Mitglieder einstimmig. Bei der Wahl der Vorstandschaft, der Bürgermeister Stefan Reichelt als Wahlleiter vorstand, fand sich kein Kandidat, der sich als Nachfolger von Josef Wiesholler bewerben wollte. Somit bleibt der alte Vorstand so lange im Amt bis ein Nachfolger gefunden wurde. Als Stellvertretende Vorsitzende wurde Inge Neuhauser einstimmig im Amt bestätigt. Für Diether Endlicher, der sich nicht mehr zur Wahl als Schriftführer stellte, trat Christian Schindler dessen Nachfolge an. Als Kassierin wurde Nadin Langemak im Amt bestätigt. Zu Beisitzern gewählt wurden Diether Endlicher, Katharina Friesinger, Klara Handrik, Claudia Hartmann, Sylvia Modlmaier, Angelika Sam, Theresa Sieber, Gundi Siglreithmayer, Christine Wimmer und Martha Wimmer. Kassenprüfer bleiben Kathi Graf und Gerhard Pletschacher.

Udo Freitag führte die Chieminger Gartenliebhaber mit seinem reich bebilderten Vortrag quer durch das Reich der Kübelpflanzen. Von A wie Agave, Alpenkraut oder Asklepias bis Z wie Zantedeschia reicht die Vielfalt an Pflanzen, die als Kübelpflanzen gehalten werden können. Gleich zu Beginn seiner Lehrstunde machte Freitag klar, dass er sich als Gärtner in einer privilegierten Position befindet, weil er seine privaten Kübelpflanzen im Winter ins Gewächshaus stellen kann. „Private Kunden mit Kübelpflanzen müssen für ein Winterquartier beim Gärtner mit Kosten zwischen 80 und 130 Euro pro Quadratmeter im Zeitraum Oktober bis Mai rechnen“, sagte der Gärtnermeister aus Trostberg. Die Hobbygärtner des Gartenbauvereins mussten über diesen Luxus schmunzeln, waren aber ganz Ohr, als Freitag über die verschiedenen Pflanzgefäße aus Terracotta, Plastik oder Holz informierte, und wo sie günstig zu erwerben sind. Aufgeklärt wurden die Zuhörer auch über die richtige Verwendung von Erde, die wasserdurchlässig und locker sein soll, bei regelmäßigem Gebrauch von gutem Dünger. Dazu zählt Freitag das Blaukorn, weil der Dünger sofort für die Pflanze verfügbar ist, eine Gefahr bestünde jedoch im Überdüngen. Auf die Frage, wie der Ausbilder in der Jugendsiedlung „Effektive Mikroorganismen“ im Zusammenhang mit Kübelpflanzen sieht, sagte Freitag, dabei handle es sich nicht um Dünger, sondern um Stärkungsmittel, das zur Vitalität der Pflanzen beitrage. Genannt wurden auch Firmen und Gärtnereien, die gute Pflanzenhelfer im Angebot haben. Das Umtopfen nach Beendigung der Ruhezeit und das richtige Gießen – vorzugsweise mit Regenwasser wegen einem geringen PH-Wert – sei ebenfalls ausschlaggebend für die Langlebigkeit einer Kübelpflanze. Schließlich ging Freitag auch auf die richtige Überwinterung ein und ordnete dabei verschiedenen Pflanzen unterschiedliche Temperaturen der Winterhärte zu. Als Beispiel nannte Freitag die Bayernfeige, die in unserer Region durchaus winterhart werden könne, wenn sie als Jungpflanze mit Folie zugedeckt werde.

Bürgermeister Reichelt stellte dem Gartenbauverein das 100-Obstbaum-Förderprojekt vor, das im Gemeinderat beschlossen wurde. Dafür sei eine Zusammenarbeit mit dem Gartenbauverein angedacht. Die Sorge einiger Vereinsmitglieder, dass sich um die Bäume nach der Pflanzung niemand mehr kümmern würde, konnte Reichelt ausräumen. „Es wird auf jeden Fall eine Gartenbau-Firma durch die Gemeinde beauftragt, die sich um die Baumpflege kümmert.“


